Treffen der Essenz mit Drei Prägnanten Hinweisen
Direkte Einführung
Verweilen ohne Zweifel
Verbleiben im Zustand
Diese sind die drei prägnanten Hinweise, welche als letztendliche essentielle hinweisende Darstellung die direkte Bedeutung von Dzogchen beschreiben, wie sie von Garab Dorje (dGa’ rab rDo rJe), der Nirmanakaya Manifestation von Chana Dorje (phyag na rDo rJe – vajrapani – Meister der Geheimnisse), seinem Schüler Jampal Shényèn (’jam dPal bShes gNyen – Manjushrimitra) gegeben wurde.
Das Tsig-sum nèdék (tshig gSum gNad brDegs) ist also eine Zusammenfassung der drei Serien des Dzogchen, in der Direkte Einführung mit Dzogchen Sem-dé übereinstimmt, Verweilen ohne Zweifel mit Dzogchen Long-dé und Verbleiben im Zustand mit Dzogchen Men-ngag-dé (rDzogs chen sems sDe, rDzogs chen kLong sDe, and rDogs chen man ngag sDe).
Der „Khépa Sri Gyalpo“ von Paltrül Rinpoche ist einer der bedeutendsten Texte in der Longchen Nying-thig Tradition. In diesem Text gründet Dza Paltrül Rinpoche seine Erläuterung zum Tsig-sum nèdék (tshig gSum gNad brDegs) auf das grundlegende Dzogchen Thema der Sicht, Meditation und Handlung. Dza Paltrül Rinpoche liefert präzise Anweisungen zur Praxis der Sicht und Meditation. Die verwendete meditative Methode ist, die Präsenz des Gewahrseins zu finden in der Dimension des Nyams des Hedewa, nachdem die Silbe Phat kraftvoll artikuliert wurde:
Durch die aktive Wertschätzung des Lamas, präsentiere ich die Natur der Vision als Longchen Rabjam – weit ausgedehnte Unermesslichkeit; Ich präsentiere die Natur der Meditation als Khyentsé ’ö-Zér – lichte Strahlen des Wissens und der Freundlichkeit; Ich präsentiere die Natur der Handlung als Gyalwa’i Nyugu – hervorbrechender Eroberer
Longchen Rabjam (klong chen rab ’byams pa dri ’med ’od zer, 1308-1363) ) war eine Inkarnation von Prinzessin Pema Sèl, der Tochter von King Trisong Détsen, dem Padmasambhava seine Linie des Dzogchen Khandro Nying-thig anvertraut hatte. Palden Khyentsé Özer (dPal lDan mKhyen brTse ’od zer) war die Inkarnation von Jamgön Kongtrül Lodrö Thaye (Kong sPrul bLo gros mTha’ yas, 1813-1899) und der Sohn des 15. Karmapa. Jig’mèd Gyalwa Nyugu (’jigs med rGyal ba’i myu gu war der Tsawa’i Lama von Paltrül Rinpoche – Hauptschüler von Jig’mèd Lingpa – ’jigs med gLing pa).
Wenn jemand Vision, Meditation und Handlung mit diesem Wissen praktiziert – ohne angestrengtes Bemühen – wird Befreiung in diesem Leben erreicht. Gelingt das nicht – erlangt man zumindest einen sehr ruhigen und entspannten Geist.
Die Vision ist Longchen Rabjam – weit ausgedehnte Unermesslichkeit – und die drei Grundsätze treffen die essentielle Realität. Zuerst muss man dem Geist erlauben zu entspannen. Man sollte ungestört bei dem, was auftaucht, verweilen – weder abgelenkt noch konzentriert. In diesem Zustand des Gleichgewichts und der Entspannung plötzlich die Silbe Phat: ausstoßen: kraftvoll, gewandt, aber doch von kurzer Dauer. Da ist es – nichts Ungewöhnliches – aber doch durchscheinendes Staunen. Durchscheinendes Staunen ist die alles-durchdringende Freiheit des Geistes – in dieser unaussprechlichen alles-durchdringenden Freiheit des Geistes erkenne diese vollkommene Präsenz als Chöku (chos sKu – Dharamakaya – die Sphäre nicht konditionierter Potentialität). Dies ist Direkte Einführung – Rigpa ngo-trö (rig pa ngo sprod).
Dann, ob nun Ruhe oder Bewegung vorherrscht (népa or gyowa – gNas pa or gYo ba)Zorn oder Lust, Fröhlichkeit oder Traurigkeit – bewahre das Wiedererkennen der totalen Präsenz zu jeder Zeit in jeder Situation. Das „Sohn“ klare Licht vereint mit dem vertrauten „Mutter“ Licht verbleibt absorbiert in der Unaussprechlichkeit totaler Präsenz.
Was auch immer erscheint – unterbrich immer wieder Ernsthaftigkeit oder Ekstase, Klarheit oder Bewegung, durch plötzlich Äußerung von Phat: die Silbe der Weisheit und Methode. Die meditative Absorption und Einsicht wird identisch – Meditationssitzungen und Intervalle ununterscheidbar. Verbleibe immer in diesem Zustand, in dem Unterscheidung keine Bedeutung hat.
Während Stabilität entwickelt wird, entsage jedoch der Unterhaltung durch die Wertschätzung der Meditation. Praktiziere nicht bloß zu bestimmten Zeiten, sondern zu allen Zeiten. Betrachte in jeder Situation das freie Spiel totaler Präsenz und bleibe überzeugt davon, dass es nichts weiteres gibt. Dies ist Verweilen ohne Zweifel – té tshom’méd (the tshom med).
Was auch immer im Geist erscheint – ob Begehren, Ärger, Wohlgefühl oder Schmerz – was auch immer unbeabsichtigt entsteht – durch direktes Wiedererkennen bleiben keine Restspuren zurück. Durch die Erfahrung dieses befreienden Aspektes totaler Präsenz, werden Namtogs (rNam rTog – das, was im Geist erscheint) wie Bilder, gezeichnet auf die Wasseroberfläche. Ununterbrochenes spontanes Entstehen und Auflösen hat ein freies Spiel. Was auch immer erscheint, ist einfach nackte Präsenz und Leerheit. Was sich bewegt ist die Kreativität des Raumes, die sich spontan auflöst, ohne Spur verschwindet. Die Weise, in der Phänomene entstehen, ist identisch; der entscheidende Unterschied liegt aber in der Natur der Befreiung. Ohne die Befreiung des Entstehens und der Auflösung ist Meditation illusorisch. Erfüllt von Befreiung – weilt man im Raum der Nicht-Meditation. Dies ist Verbleiben im Zustand – ngang kyang (ngang bSkyangs).
Entsprechend dieser Vision dienen meditative Absorption, Vereinigung von Wissen und Freundlichkeit und die Aktivität des hervorbrechenden Eroberers als Unterstützung. Würden Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befragt, gäbe es keine höheren Hinweise als die Tsig-sum nèdék.
Der Raumhafte gTértön – Kreativität Totaler Präsenz – erhielt dieses gTér aus dem Bereich nondualer Wahrnehmung, so dass dieses gTérma nicht mit dem Gewinnen von Erz aus Felsen vergleichbar ist. Es ist der letztendliche Hinweis von Garab Dorje. Es ist die Essenz der drei Übertragungen – geheim verborgen – welche ich meinen Herzenskindern anvertraut habe. Diese Herzensverkündigung ist grundlegend und wahr – also lass nicht zu, dass diese Hinweise dir abhanden kommen. Gib sie nicht auf.
Die außergewöhnliche Belehrung – Glorreicher Weisheitsherrscher – ist nun vollständig.