Tsogyel Tröllö ist Yeshé Tsogyel, die sich als der weibliche Dorje Tröllö manifestiert. Nach dem gTérma reiner Vision von Khyungchen Aro Lingma gibt es acht Manifestationen von Yeshé Tsogyel, die den acht Manifestationen von Padmasambhava entsprechen.
Ngak’chang Rinpoche kommentiert:
In der Zeit, als Padmasambhava Tibet verlassen hatte, manifestierte sich Yeshé Tsogyel in acht Erscheinungen, die die Guru Tsèn-gyèd (gu ru sPrul mTshan brGyad – acht Ausstrahlungen des Vajra-Meisters) widerspiegeln: Pema Gyalpo, Pema Jungné, Shakya Seng-gé, Loden Chogsé, Nyima ’ö-Zer, Tsokyé Dorje, Seng-gé Dradrok, und Dorje Tröllö (pad ma rGyal po, pad ma ’byung gNas, sha kya seng ge, bLo lDan mChog sred, nyi ma ’od zer, mTsho sKyes, seng ge sGra grogs, und rDo rJe gro lod). Von diesen Manifestationen ist Tsogyel Tröllö die zornvollste. Im Aro gTér gibt es eine einzigartige Form von Dorje Tröllö und Tsogyel Tröllö in Vereinigung, welche die Lodernden Grünen Kupferrasiermesser-Teufel genannt werden – eine Praxis, die alle Aspekte des Phurbas in sich vereinigt. Diese Praxis war die haupsächliche Methode von Akyong Düd’dül Dorje, der der Phurba-Meister des Aro Gar war und der viele Phurba-Praktiken von einer Vielzahl von Nyingma- und Kagyüd-Linien gesammelt hatte. Khyungchen Aro Lingma gab ihm die Übertragung für eine Praxis, die alle Phurba-Praktiken vereinte, die er hatte und durch diese wurde er „vom Phurba untrennbar“, so dass jede seiner Handlungen die drei verzerrten Tendenzen der Anhaftung, Abneigung und Indifferenz aufspießte.
Khandro Déchen sagt über Tsogyel Tröllö:Sie ist die Herrin der verrückten Weisheit Yeshé ’cholwa. Yeshé ’cholwa (ye shes ’chol ba) ist nach der Übersetzung von Chögyam Trungpa Rinpoche „wild gewordene Weisheit“. Sie ist die explosive Halterin der drei schrecklichen Gelübde:
Was auch immer geschieht, möge es geschehen.
Wohin auch immer es geht, möge es dorthin gehen.
Es gibt keine Zweck.
Sie trägt das zornvolle Diadem der fünf Schädel, das die neurotischen Emotionen in das Spektrum der fünf Weisheiten transformiert und entartete Elemente direkt in das freie Selbst-Spiel des Raumes der Existenz befreit.
Ihre erstaunliche Gesichtsfarbe ist die Farbe von Blut, durchstrahlt von der verwüstenden Dynamik ihrer lebhaft diamantenen Güte – das wilde Weisheitsfeuer meiner völligen Vereinigung mit nicht-dualer Realität ndash; der nicht messbare, nicht-duale Zorn gegenüber Hindernissen, die der Güte im Wege stehen. Sie beißt in offensichtlicher Irritation jenseits von Subjekt und Objekt auf ihre Unterlippe. Ihre rasierklingenscharfen Schneidezähne schneiden durch die Illusion der Teilbarkeit von Form und Leerheit. Sie trägt den flatternden Vajrayana-Rock des Gö kar chang-lo’i dé (gos dKar lCang lo’i sDe), der aus den Lumpen eines Leprakranken von ursprünglicher Reinheit gemacht ist. Sie trägt die ru rGyan, die sechs Leichenfeld-Ornamente aus Menschenknochen, die ihren strotzenden Aufenthalt auf dem Leichenfeld darstellen. Sie trägt die Meeresschnecken-Ohrringe einer Yogini – die weißen Spiralen des Dharmata.
Ngak’chang Rinpoche beschreibt ihre Phurbas wie folgt:
Sie hält einen neunspeichigen Korallen-Phurba in ihrer rechten Hand – nach rechts zeigend und Eternalismus vernichtend. Auf dem Daumen ihrer linken Hand trägt sie den Elfenbeinring, der die acht Klassen der Schützer maliziös diszipliniert und sie zwingt, Yogis und Yoginis bei der Erfüllung des Damtsigs zu unterstützen. Sie hält einen neunspeichigen Schneckenmuschel-Phurba in ihrer linken Hand, der nach links zeigt und Nihilismus vernichtet. Sie trägt zwei neunspeichige Phurbas in der Schärpe, die ihren Shamthab zusammenhält. Der Meteoriteisen-Phurba zeigt auf den Zenith und vernichtet Monismus, und der Phurba aus Menschenknochen zeigt in Richtung des Nadir und vernichtet Dualismus. Die dreischneidigen Teufel zerstörenden leeren Dolche durchbohren das Herz von Anziehung, Abneigung und Indifferenz, den neurotischen Manipulationen der vier Extrem entsprechend. Aus jedem Phurba brechen schwarze Höllenskorpione hervor, um die vier Teufel der Dualität zu vernichten. Ihr rechtes Bein ist auswärts gestreckt als Zeichen mutiger Güte, unerbittlicher Fähigkeit und perfekter Kraft, die plötzlich siegreich zum Vorteil für jeden und alles überall wird.